MTV Gross Lafferde

 
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Rückblick auf 100 Jahre Frauensport im MTV (1919 - 2019)

127 Jahre nach seiner Gründung feiert der MTV Groß Lafferde in diesem Jahr das 100-jährige Jubiläum des Frauensports im MTV. Das Jahr 1919 steht damit im Großen wie im Kleinen für gesellschaftliche Zäsuren. Eine dieser Zäsuren war der Beschluss der Generalversammlung 1919: 27 Jahre nach der Gründung des MTV wurde die Gründung der ersten Frauen-Abteilung und damit die Aufnahme von Frauen in den MTV beschlossen. Heute, 100 Jahre später, hat der MTV 821 Mitglieder, davon 374 Turnschwestern und 447 Turnbrüder (Stand: 01.01.2019).

 

Nach dem Versammlungsbeschluss turnten fortan 32 Turnerinnen unter der Leitung von Turnbruder Sander. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatten die Turnerinnen im Juni 1920 beim Bezirksturnfest in Braunschweig. Schnell etablierte sich die Leidenschaft für den Sport in den folgenden 1920er Jahren. In den Sommermonaten war vor allem Faustball in der Frauen-Abteilung beliebt. Im Winter standen „theatrische Abende“ auf dem Programm. Beliebt, damals wie heute, die Sportangebote der Gymnastikabteilung. In der Folgezeit besuchten immer wieder Turnschwestern und Turnbrüder die deutschen Turnfeste, was zuvor nicht denkbar war.

 

Indes dauerte es bis 1947, als mit Hilde Kohlhepp die erste Frau in den Vorstand gewählt wurde. „Und das, obwohl der Anschluss der Damenriege bereits wesentlich früher gebilligt wurde“ (Hans-Heinrich Stalla in der Festrede zum 90-jährigen Vereinsjubiläum, 1982). Von diesem Moment an seien „die Damen zum festen Bestandteil des Vereins“ geworden und waren nicht mehr nur im „Hintergrund“. Zu diesem Zeitpunkt waren von den 166 Mitgliedern lediglich 16 Frauen.

1927: Im Sommer waren sie die Turnerinnenriege um Wilhelm Tostmann
1927: Im Winter wurden sie zur "Turn- und Tanzriege"
Eindrücke von den Deutschen Meisterschaften in Landau
Immer noch der größte Erfolg der Gymnastik-Abteilung: Die Sieger-Urkunde von Hanna Friehe bei den Deutschen Meisterschaften

In den folgenden Jahrzehnten sollte nicht nur die Anzahl der Mitglieder erheblich steigern, sondern auch der Anteil an Turnschwestern. Im Rückblick stechen insbesondere drei Ereignisse in den Vordergrund, die zeigen, wie belebend die Öffnung für den MTV und auch für Groß Lafferde war.

 

1950, ein Jahr nach der Feier zum 30-jährigen Bestehen der Turnerinnen-Abteilung, konnte der größte Erfolg in der Groß Lafferder Turnhistorie gefeiert werden. Hanna Friehe (geb. Baumgarten) vertrat bei den Deutschen Meisterschaften in Landau die Farben des MTV in Laufdisziplinen und im Weitsprung. Beim Weitsprung sprang das „Mädchen vom Lande“ – 1949 wurde ihr der Start in Braunschweig aus diesem Grund verwehrt – mit 4,89 m auf den 6. Platz. Die Freude über diesen Erfolg war riesengroß. Das Bild (unten links) zeigt Hanna kurz nach dem famosen Sprung. Später bekam Hanna bei der Siegerehrung die ersehnte Urkunde, auf der der MTV übrigens als „MTV Lafarell“ bezeichnet wird.

2018 hieß das Ziel der Gymnastikfahrt "Salzburg" im schönen Österreich

Ein weiterer Meilenstein war die Gründung der Damengymnastik 1963. Unter dem Motto „Wir wollen etwas tun, für all die Damen Groß und Klein – für die Figur, es muss wohl sein“ trafen sich 40 Frauen immer mittwochs zum Turnen. Bis heute hat die Damengymnastik Bestand und – damals wie heute – bieten insbesondere die Gymnastikfahrten viel Stoff für witzige Geschichten und

 

Erzählungen. So erinnerte sich Margret Reimann 1988 zum 25-jährigen Jubiläum der Damen-Gymnastik an eine der ersten Fahrten, die an den Rhein ging, und erzählt von dem „netten Busfahrer, der uns sehr verwöhnen wollte; doch plötzlich war der Tank leer.“ Es sollte nicht die letzte Gymnastikfahrt und erst recht nicht die letzte erzählenswerte Anekdote bleiben.

 

 Nicht nur die Fahrten der Damen-Gymnastik sorgen bis heute für viel Freude unter den Turnschwestern. Seit 1979 im ganzen Dorf die Faschingsfeier beliebt – die heutige Weiberfastnacht. 1979 fand die gemeinsame MTV-SVT-Faschingsfeier mit 38 Närrinnen zum ersten Mal statt. Wieder resümiert Margret Reimann 1988, dass das närrische Motto „‚Rot-Weiß-Blau – Wasserturm helau‘ […] sogar hinter der Gaststubentheke Schierdings Onkel Otto“ zum Schmunzeln brachte. Binnen kürzester Zeit erfreute sich die Faschingsfeier größter Beliebtheit. Zum 20. Jubiläum kamen mehr als 200 Närrinnen auf den Saal, der aus allen Nähten platzte.

1927: Eines der ersten gemeinsamen Turnfeste auf dem Groß Lafferder Marktplatz
Tanzabend auf dem Saal (1951)

100 Jahre nach Gründung der Frauen-Abteilung hat sich die Zahl der Turnschwestern von 32 auf die heutigen 374 mehr als verzehnfacht. 2019 sind drei von sieben Hauptvorständen und mehr als die Hälfte aller Übungs- und Kursleiter*innen Frauen. Außer Frage steht, dass die damalige Frauen-Abteilung das Vereinsleben bereichert und mitgeprägt hat. Bereits kurz nach dem ersten öffentlichen Auftritt (1920) wurde sich gerne an die Darbietung der Turnerinnen zurückerinnert. Der 6. Platz Hanna Friehes bei den deutschen Meisterschaften, die vielen Erlebnisse der Damengymnastik auf ihren Fahrten und die Ausrichtung der ersten Weiberfastnacht sind nur einige Beispiele für die vielen erinnerungswürdigen Momente im MTV.

 

Rückblickend konnte der MTV erst durch den Beschluss der Generalversammlung 1919 die Entwicklung nehmen, die er in den letzten 100 Jahren genommen hat. Heutzutage ist der MTV Groß Lafferder facettenreicher denn je und hat einen ansprechenden Mix aus Mannschafts-, Gesundheits- und Freizeitsport. Was heute Normalität ist, ist das Resultat von Entwicklungen aus 100 Jahren Vereinsarbeit. Bis 2019 hat sich der MTV entwickelt: Vom reinen und wortwörtlich zu nehmenden Männer-Turn-Verein zu einem vielschichtigen Sportverein mit vielen verschiedenen Angeboten für jeden – für Jung und Alt und natürlich für Mann und Frau. (Christoph Meyer, Pressewart)